Münchner Stadtlauf 2001

Es war mühsam genug... doch endlich stand es im Raum einen Volkslauf mitzulaufen und nichts lag näher als den Lauf in der Heimatstadt anzupeilen. Bereits auf dem Weg zur Anmeldung war dieses herrlichen kribbeln im Bauch zu verspüren, das einhergeht mit dem Setzen neuer Ziele. Die Vorfreude wurde dann unermeßlich als ich mitbekam, was man im Zuge der Anmeldung für ein Starterpack bekam :-). Für grade mal 25.- DM (12 Euro) konnte man ein erstkalssiges Funktionsshirt zusammen mit Essesnskrimskrams vom Apfel bis zum 5.- DM Gutschein für Müller Bäckereien sein Eigen nennen. Weil das rote Shirt (21 km) mir besser gefiel als das blaue (10 km), beschloss ich kurzer Hand die längere Route anzupeilen. Dabei war mein Training ein Witz gewesen: Grade mal 6 Monate zuvor hatte ich mir das erste Mal meine Laufschuhe geschnürt um nach 30 min Traben völlig fertig aufzugeben. Bis dahin war ich noch nie weiter als 12 km gelaufen und nach dieser Distanz hatte ich immer schlimmste Kniebeschwerden. Aber es hat dann alles zusammengepasst: Nicht nur das Wetter war klasse, sondern vor allem die Stimmung war super. Zwischen 5000 Läufern auf den Startschuß zu warten ließ mir prickelnde Adrenalinschauer über den Rücken laufen - die blieben dank der traumhaften Streckenführung und der perfekten Organisation zum Glück auch erhalten. Trotzdem lief ab dem 17 km der Hammermann mit ;-| . Aber ich konnte meine Beine überlisten und die Aufmunterungen durch meine mitlaufenden Freundin und meinen Kommilitonen Clemens brachten mich glücklich und völlig fertig ins Ziel.

Der 16`te Forstenrieder Volkslauf (2002)

Dieses Mal war der Lauf weniger unrealistisch; ganz im Gegensatz zum Halbmarathon sollte hier nur ein Trainingsläufchen über 13 km ( im Marathontrainingsplan) durchjoggt werden. Da der Plan zwischen 40 und 50 Wochenkilometer umfasst und bereits am Folgetag weitere Einheiten vorgesehen waren, liefen wir (ich und Freundin) nur mit 70% unserer Leistung. Immerhin hatten wir eine 10 km Durchgangszeit unter 55 min und kamen beide mit etwas über einer Stunde im Ziel an. Der Lauf ist stellenweise ganz schön, allerdings verläuft er zu über 90% auf Teerwegen die Schnurstaracks und ohne Kurven durch den Forstenrieder Park führen. Leider ist auch ein Stück der Strecke parallel zur Autobahn. Kein must run, aber o.k. wenn man einen Wettkampf benötigt. Positiv überraschte die gute Organisation hinsichtlich der bestens platzierten Verpflegungsstationen - im Ziel fand sogar noch eine Bananen Aktion statt. Ausserdem belohnen die Sponsoren jeden Finisher mit einem recht gelungenen T-Shirt.

Wien Marathon (2002)

Endlich ist es soweit - das lang ersehnte Ziel scheint zum greifen nahe: viele Testkilometer sind absolviert, wir sind gesund und das Auto ist gepackt. Zu viert düsen wir also über die Autobahn, um nach 5 Stunden am Campingplatz Wien West die Zelte aufzuschlagen. Späteststens jetzt wird das kribbeln im Bauch unüberhörbar - kann man es wirklich schaffen?
Die Messe ist dann nur bedingt interessant, aber immerhin gibt es neben Startnummern und Zeit-Chips auch noch eine Menge Energy-Food zu probieren. Richtig toll wird es dann erstmals bei der Kaiserschmarren-Party im Festsaal des Rathauses: eine Videoleinwand zeigt Bilder vom letzten Jahr und verströmt zusammen mit stimmungsvoller Musik eine endorphingeschwängerte Atmosphäre.
Wir haben dann ab dem Frühstück eigentlich alles falsch gemacht. Immerhin gab s 2h vor dem Rennen noch Zitronenkuchen und Marmeladentoast und geschlafen haben wir auch gut. Aber dafür hatte sich ganz konsequent die Überzeugung durchgesetzt man müsste die 4h knacken, obwohl unser Training ja nur auf 4:30 ausgelegt war. Vielleicht hätte das auch gehen können - bei besten Bedingungen. Allerdings schwante uns bereits auf der Messe, dass der Startblock schon das erste Hindernis werden würde: ohne guter Zielzeit wurde man nämlich nicht als schwächster Marathonblock auf der linken Seite einer baulich getrennten Fahrbahn eingeordnet, sondern, noch hinter den Eventläufern auf der potentiellen Schneckenspur (15km Staffel vor einem). Den letzen Tipp gab mir dann noch ein Marathon Veteran (100 Einkünfte) indem er empfahl bloß nicht zu schnell anzugehen. Das hörte sich auch gut an, aber als dann der Start dann näher rückte......

Der Puma Complete Pryde war kaum mehr ruhig zu halten und lief mich wie von selbst warm. Die Beine fühlten sich der Aufgabe gewachsen. Vor uns fast alle 25 000 Starter unter dem UNO-Zentrum - es war soweit: heute 42,195 Kilometer oder umkippen. Dann viel der Startschuß ... und nichts passierte. Etwa nach 5 Minuten kam der Mob dann in Schwung, aber wir liefen wie erwartet gegen das geruhsame Tempo vieler (noch) weniger ambitionierte Hobbyläufer vor uns an. Getrieben vom Bass einiger aufgestellten Anlagen bahnten wir uns einen Weg - und der Puma lud ein zu plötzlichen Tempoverschärfungen. Jede sich bietende Lücke wurde genutzt und ein Kilometerschild nach dem anderen zog vorbei: Wow unter 6 min. Alles wie geplant. Als dann nach etwa 4 km endlich Grüppchen aufgelaufen waren die etwa dieselbe Geschwindigkeit liefen blies uns jener verhängnissvolle eiskalte Wind ins Gesicht. Noch waren wir aber energiegeladen und verschärften sogar nochmal das Tempo. Bei km 10 war der 5:40er Schnitt bereits fast erlaufen und eine kleine Endorphinwelle machte das Laufen leicht. Wie eine kalte Dusche perlten die Glücksgefühle über die Kopfhaut und krochen den gesamten Rücken hinab. Am Straßenrand begeisterte Anfeuerungsrufe - für mich Gelegenheitssportler war das vergleichbar mit der Teilnahme an der Tour de France. Bis km 20 waren wir in der Zeit, die Halbdistanz erreichten wir jedoch schon nur noch knapp im Limit (2 h). Auch stellten sich die ersten Erschöpfungserscheinungen in der Laufgruppe ein. Ich war noch so vollgepumpt mit Endorphinen, dass mein Körper nicht mit sinnvollen Signalen zu mir durchdrang. Am wunderschönen Spittelauer Heizkraftwerk (Hundertwasser) nahmen wir zum Glück Tempo raus. Ich sollte die Kraft nämlich noch brauchen - und zwar zum ankommen! Die Strecke durch Wien ist übrigens bestimmt die schönste die ein europäischer Marathon zu bieten hat, einzig zum und ab dem Wurstelprater wird`s etwas eintönig. Bei km 30 deutete sich langsam an, dass ich früher schlapp machen würde als die Dämpfung meiner Schuhe. Wie von einer Stufe viel mein subjektives Selbstverständnis von "Ich werde Marathonweltmeister" zu "ohoh ich glaub ich komm nicht an". Letzteres natürlich alles andere als entspannt, bringt es einen doch mental beinahe zur Verzweiflung am entscheidenden Tag schon über 30 km gelaufen zu sein und eventuell nicht anzukommen. Unter kontinuierlich nachlassender Form ging es dann Richtung Lusthaus und auch bei km 35 brachte es kaum Erleichterung jetzt weiter gelaufen zu sein als Dieter Baumann. Ohne die folgenden Qualen weiter auszuführen: von hysterischen Weinkrämpfen geschüttelt (ich dachte noch beim letzten Schritt dass ich umfalle bevor ich ins Ziel komme) erreichten wir das Ziel in deutlich über 4 h. Kaum stehen geblieben gab der Muskeltorso endgültig auf und ich sank, in die Wärmetüte gehüllt und die Finisher Medaillie um den Hals auf dem Asphalt zusammen - überglücklich und für die nächsten 15 min nicht in der Lage auch nur einen Schritt zu gehen. Wir hatten es geschafft.
Davos 2002

Wer sich zu diesem Lauf in die Schweiz aufmacht der sollte nicht darauf hoffen dass er mit Distanzläufen bis 42,195 irgendwelche sportliche Anerkennung ernten kann. Eigentlich zählen hier nur die 78 km, so daß jeder Läufer auf den 30- oder 42 km Distanzen am besten einen Fun-Lauf anpeilt. Spaß macht das sporteln hier dafür jede Menge; im traumhaftesten Bergpanorama der Schweizer Alpen bringt jeder Schritt doppeltes Vergnügen. Die Organisation ist Top und in der Anmeldegebühr (50 Euro) sind jede Menge Gimmicks wie der Ausflug nach St.Moritz sowie die Anfahrt per Zug innerhalb der Schweiz bereits enthalten. Der Lauf selbst ist einfach gigantisch und führt vorbei an traumhafte Panoramen. Die kann man auch ausgiebig genießen, da mindestens die Hälfte aller Läufer an den Anstiegen geht. So ist auch die Stimmung meist sehr fröhlich und gelassen; hier läuft keiner mit Frequenz Piepser. Ich kann diesen Traumlauf nur wärmstens empfehlen.

Aber Vorsicht: Im Hotel wird`s schnell sehr, sehr teuer!!

Lauf Rund um den Eibsee (2002)

Dieser kleine Lauf ist ein Geheimtipp für narturhungrige Freunde kleiner Events. Gerade Mal 140 Läufer stritten dieses Jahr um nette Pokälchen - und wer zu Plazierungen zwischen 1 und 3 nicht die Kraft in den Beinen spürte, der konnte sich immerhin gute Hoffnungen auf einen der 100 Tombolapreise (vom Kalender bis zur Reise in die Schweiz) machen. Einzig die Streckenführung war ein wenig Interpretationsfähig - natürlich ist jede Variante ein läuferischer Genuß, allerdings war doch erstaunlich dass sogar einige Stammläufer mit Siegchancen (ca.25) einem unglücklich platzierten Pfeil auf die (natürlich nicht gewertete) 4km lange (200 extra Höhenmeter) Extrarunde folgten. Nicht nur auf dieser Extratour, sondern auch auf der geplanten Strecke (12,2 km, 400 Höhenmeter) zahlt sich ein mitgebrachter Getränkegurt aus, da keinerlei Verpflegungsstände den durstenden Athleten zu erquicken suchen. Auch im Ziel sind Getränke gegen Ende stark rationiert. Trotz allem machen der Charme, die witzige Siegerehrung und der persönliche Einsatz des Veranstalters alle "faux pas" mehr als wett, so daß ich dieses läuferische Kleinod jedem Läufer wärmstens empfehlen kann.

Ismaninger Winterlaufserie 2002/2003

Wer diese Laufserie im tiefsten Winter anpeilt, der sollte nicht zu sehr auf Bestzeiten aus sein. Vielmehr bezieht das Event seinen Charme aus der lockeren Gesamtstimmung der Teilnehmer. Natürlich läuft ein kleines Grüppchen vorne um den Sieg, der Großteil genießt aber das Gefühl den "Naturgewalten" zu trotzen und freut sich auf die warme Dusche danach.

Organisiert ist die gesammte Serie bestens: Die Strecke ist klar ausgewiesen, Verpflegungsstationen sind in gerade noch ausreichender Zahl vorhanden und bieten auch den langsameren Läufern noch genügend (manchmal sogar warme) Getränke. Im Ziel wird man schließlich mit Lebkuchen, Kuchen oder Krapfen verwöhnt. Wer die ganze Serie läuft findet sich nicht nur viel weiter vorne platziert als in den Einzelwertungen, sonder kann auch noch den Bonusstolz mitnehmen bis zuletzt durchgehalten zu haben. So sind die ersten 12,7 km noch recht locker zu absolvieren, während 16,4 km bei klirrender Kälte schon eine ungeahnte Belastung darstellen. Richtiges Polarfeeling kommt dann beim Halbmarathon auf, bei dem sich dieses Jahr zur Kälte auch noch Eisplatten gesellten die "resignatives Trotten" in den konditionellen Tiefphasen verhinderten. Man musste bei jedem Schritt hochkonzentriert auf den Boden achten, da überall Kanten auf schwache Bänder lauerten. Ein Blick in die Gesichter der Läuferkollegen erzählte bei noch keinem meiner bisher durchlittenen Wettstreits eine vergleichbare Geschichte wie bei diesem Lauf - kaum einer war nicht von Eiszapfen bedeckt - sowohl Augebrauen als auch der Haaransatz regte zusammen mit gefrorenem Nasenwasser Erinnerungen an Bilddokumente von Expeditionen in den Himalaya. Wer diesen Lauf unterschätzt wird keine Freude haben - persönlich fand ich dieses Erlebnis fast genauso anstrengend wie die 30 km in Davos.

Aber es lohnt sich: Den schönsten Saunabesuch erlebte ich nach eben dieser Tortur und sobald der Frühling sich endlich voll entfaltet wird die gute Form im Vergleich zu den vielen "Winterschläfern" für vieles entschädigen.